Schwimmkran "Blauer Klaus" in der Bredo Werft
Solide Technik und ganz viel Charakter
Region: Norddeutschland
Werftbesuche sind nicht ganz so einfach umzusetzen - zu viele Stellen gibt es, an denen sich (ahnungslose) Landratten mehr als den Kopf stoßen können.
Auch wenn ich bislang "nur" Hafenbarkassen und Kreuzfahrtschiffe in Fahrt kenne, so wage ich zu behaupten, dass ein bisschen Seebeine vorhanden sind ... Auf jeden Fall wurde unser Wunsch erhört und wir konnten eine waschechte Werft besuchen.
Sicherheitsstiefel an, Helm aufgesetzt? Okay, folgt mir unter Schiffsbäuchen hindurch und dann in luftige Höhe ...
Gestatten, Schaf Paul. Ich darf Sie gleich besuchen!
Ganz schön hoch und mit so viel (Lebens-)Erfahrung flößt er mir schon Respekt ein ...
Doch bevor es hoch hinaus geht, fahren wir zur Bredo-Werft. Die liegt im Hafengebiet (wo sonst ...), hat ein bewachtes Eingangstor und einen sehr freundlichen Pförtner.
Er lässt sich erklären, wieso ein Schaf (!) zum Blauen Klaus möchte und lässt uns danach auf das Gelände.
Der im Blaumann ist der Betriebsleiter der Werft - Herr Hartig. Auch er lässt sich noch einmal genau erzählen, was wir mit 'seinem' Kran planen. Und findet die Idee höchst interessant!
Also dürfen wir weiter ins Herz der Werft, in die Docks ...
Ein bisschen Schlangenlinien laufen gehört dazu, an beiden Seiten liegen große und ganz große Schiffe. Überall wuseln Mitarbeiter, verlegen Kabel, klopfen, schweißen, malen.
Es geht Treppen hinauf und wieder hinunter, zwischen Gerüsten hindurch und auch mal über diverse Stangen.
Ich komme mit dem Schauen kaum hinterher - alles ist so neu und interessant!
Viele Treppen! Steil sind sie und ich bin dankbar, dass ich getragen werde ...
Zwischendrin sind wir immer mal wieder oberhalb der Wasserkante - und ich fühle mich ein bisschen wie in Venedig.
Wie Kanäle wirken die Zwischenräume, allerdings ohne Gondoliere und Gesang .
Meist versucht man ja viel, um Roststellen zu vermeiden. Hier gehören sie einfach dazu und wirken wie Kunstwerke.
Solltet ihr die Gelegenheit zu einer Besichtigung von Industrieanlagen haben, stellt euren Fokus unbedingt auch auf Details!
Nach gefühlten Kilometern sind wir angekommen - am Fuße des Blauen Klaus. Als Schwimmkran liegt er an der Mole im Wasser - was sonst?
Sehr nett, dass die Mitarbeiter der Bredo-Werft extra für mich zum Ausruhen Taurollen aufgeschichtet haben . Auch wenn sie nicht weich sind, sind sie erstaunlich bequem!
Eine nette Idee auch für den Garten? Nicht? Hmmm ... Können wir nächsten Sommer darüber noch mal sprechen?
Die Dimensionen hier sind, besonders aus meinem Blickwinkel, wirklich gigantisch.
Selbst ein Kettenglied dieser einen Ankerkette ist schon größer als mein Fuß ... Da hier aber ganz normale Zweibeiner arbeiten, muss es Unterstützung bei der Arbeit geben.
Ähm ... Diese 'Unterstützung' ist da oben? Sicher?
Da sind sehr viele Löcher in den Stegen, über die ich laufen soll ... Die halten schon Jahrzehnte?
Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich am liebsten einen geschlossenen Boden unter mir habe?
Dennoch: Ich möchte da hoch, also Augen zu und beim Hochtragen lassen ein bisschen fester halten ...
Das ist eine Treppe mit viel Geschichte. Wann immer mal eine Stufe ausgetauscht werden musste, wurde Material eingesetzt, das gerade zur Hand war.
Schon Stahl, aber mal ohne Muster, mal geriffelt, mal mit Rillen ... Ein bisschen schief ... Alles in allem ein Kunstwerk!
Puh - die erste Zwischenebene ist erreicht! Seht ihr links im Bild den Steg? Dort entlang sind wir vorhin gelaufen - da war alles, was dort steht, noch deutlich größer!
Meine Bewunderung galt hier einmal mehr Arne, der den großen und schweren Fotorucksack mitschleppte und zwischendrin auch noch 'mal eben' das Objektiv wechselte ... An engeren Stellen mussten Arne und der Rucksack nacheinander passieren!
Doch Arne, der seit einigen Jahren häufig auf den Veranstaltungen zur "
Hatte ich bereits erwähnt, dass hier alles "etwas" größer dimensioniert ist?
Um mein Fell nicht mit dem Schmierstoff zu versehen, habe ich mich nicht direkt daneben gestellt. Dennoch zum Vergleich: Ich würde mit meinen 50 Zentimetern Länge gerade mal den angeschrägten Bereich des Schraubenfußes erreichen ...
Meine tiefe Bewunderung gilt all den Ingenieuren und Konstrukteuren, die sich solche Bauwerke ausdenken.
Alles - das gilt besonders für ältere Stücke - mit wenig oder keiner elektronischen Denkhilfe (Computer ). Querbalken, Höhen, Anzahl Schrauben oder Nieten und Vieles mehr muss bedacht und berechnet werden.
Eine senkrechte Konstruktion ist vergleichsweise einfach bezüglich der statischen Ansprüche. Aber ein Kran, der schwimmt, also keinen festen und ruhigen (!) Untergrund unter den Füßen hat und zudem große Lasten weit außerhalb seiner Senkrechten anheben, drehen und an anderer Stelle wieder absetzen soll, ist umso beeindruckender.
*pfeif* - Dieses wundervolle Hellmischgrau am Himmel ... Lieber nicht nach unten schauen ...
Ziemlich praktisch, dass die Zweibeinerin beide Hände zum Aufstieg frei haben wollte und ich unter der Jacke Platz fand.
Geschafft!
Mit einem Geländer vor dem Bauch geht es mir viel besser!
Abgründe sind nicht so mein Fall. Von wegen 'Fall'. Kennt ihr, also die Fellwesen unter euch, das? Da meinen die Begleitpersonen, dass man sich doch total gut vor dem Abgrund, auf der hohen Mauer, in schwindelerregender Höhe ... als Foto-Model machen würde. Und schon findet man sich an einer der beschriebenen Stellen wieder, hält die Luft an, redet dem Wind gut zu, dass er doch gerade jetzt sich bitte NICHT räuspert und hofft, dass das Bild keine Bilderserie wird ...
Das ist der Blick zurück auf die Treppe, die ich gerade erklommen habe.
Es geht weiter hinauf, wir haben noch ein gutes Stück bis zur Plattform vor uns, von der aus alles gesteuert wird.
Der Blaue Klaus trägt seinen Namen wirklich zu Recht. Von außen habe ich keinen Bereich gefunden, der keine Bekanntschaft mit der - blauen - Farbe gemacht hat .
Öhm ... Ein Blick auf den unteren Teil durch eines der Gitter, mit denen die Treppen verbunden sind.
Hier erkennt ihr einen Teil des Bogens, auf dem der Kran sich dreht - links, fast verdeckt durch den Gitterstab, eine der Stützen, die in den Kreis eingelassen sind.
Na, Lust auf noch ein paar wenige Meter?
Okay, die Leiter ist nur für die Fälle gedacht, in denen ihr dem Kranführer aufs Dach seines Steuerstandes steigen möchtet.
Wir sind oben angekommen - jetzt interessiert mich die Technik!
Beim ersten Anblick fühlte ich mich an die Gondeln des Riesenrades im Wiener Prater erinnert!
Die sind allerdings, wenn man von der absieht, in der ihr ein Dinner einnehmen könnt, bis auf eine Bank in der Mitte leer.
Im Fahrstand des Blauen Klaus steht ganz viel mit Knöpfen und Hebeln ...
Tolle Aussicht, oder? So muss es auch sein - der Kranführer sollte definitiv wissen, was unter ihm los ist.
Zu diesem Deck wurde mir erklärt, dass dort Lasten gelagert werden. Wenn der Kran zu seinem Auftragsort fährt und etwas mitnehmen soll - oder auch im Einsatz zum Zwischenlagern oder zur Abholung.
Sieht alles winzig aus - liegt vielleicht an der Höhenluft .
Abgesehen vom etwas aufwändigen Weg bis hierhin: Diese grundsolide Technik klemmt sich keiner unter den Arm!
Schafsgerechte Tasten und Schalter, auch passend für Männerhände in ordentlicher Größe. Frauen sind in der Seefahrt noch immer selten - von einer Schwimmkranführerin hat der Werft-Chef auch noch nie etwas gehört.
Was auch damit zusammenhängen kann, dass Schwimmkräne wie der Blaue Klaus leider selten geworden sind. Doch dazu später mehr unter dem Reiter 'Mehr für das Auge' oberhalb der Bilder.
Andere Seite - ähnliches Bild. Gefällt mir!
Tja - plötzlich sollte ich per Funk melden, wie es uns hier oben geht!
Zum Glück haben die Zweibeiner eine Ausbildung für so etwas ... Und da sie diese vor einiger Zeit gemacht haben, kennen sie auch noch die Bauart der Geräte, die (grundsolide Technik!) immer noch funktionieren, obwohl mancher sie unter 'antik' verbuchen würde. Also die Geräte, nicht die Zweibeiner!
Vorlaut? Ich? Niemals!
Meine Bewährungsprobe am Funk habe ich bestanden - jetzt folgt eine Einweisung auf den wichtigsten Arbeitsplatz im Kran, wenn dieser im Einsatz ist.
Das Gehirn des Krans wird quasi von hier gesteuert!
Wer von euch mit scharfen Auge schaut, sieht im Hintergrund einen großen Zeiger mit einer Skala - die Details folgen im nächsten Bild ...
Wichtige Regel in der Seefahrt: Es muss funktionieren. Egal, wie, solange es das anzeigt, was benötigt wird.
Der Zeiger, der nicht zu weit ausschlagen darf (und kann, siehe Halterung ...), gibt dem Kranführer den sehr wichtigen Hinweis auf die Kranneigung.
Wie vorhin erwähnt, hat ein Schwimmkran damit zu kämpfen, dass Wasser keine Balken hat und zudem nicht immer die Oberfläche eines Ententeichs. Synonym für spiegelglatt .
Die Kranneigung kann sowohl durch Seegang, vor allem aber durch die Lasten Werte erreichen, die für die Stabilität des gesamten Krans gefährlich werden.
Habt ihr schon mal Kräne an Land im Sturm beobachtet, wie sie sich an der Spitze hin und her bewegen? Ich war plötzlich sehr dankbar, dass an unserem Besuchstag wenig Wind herrschte ...
Meine Bewunderung für die, die diesen Kran fahren, stieg noch ein bisschen höher!
Okay, nur eine Trockenübung.
Der Blaue Klaus liegt fest verankert und vertäut in der Werft und wartet auf seinen nächsten Einsatz.
Und ich dürfte ihn ohne mehrjährige Ausbildung wohl auch nicht fahren ... Obwohl ... Vielleicht ruft mich Herr Hartig mal an und nimmt mich mit?
Heute nicht soooo wichtig - aber, das wurde mir versichert, bei Sonnenschein sehr wichtig!
Das Wasser reflektiert die Sonne stark - und wenn dazu die Sonne noch genau auf den Fahrstand scheint, ist ohne Sonnenbrille nichts mehr zu erkennen. Das es sogar eine Schweißerbrille ist, die wirklich genutzt wird, lässt mich ahnen, wie groß die Blendwirkung sein kann.
Irgendwie kommodig hier! Zum Temperaturausgleich ein Ventilator und irgendwo gibt es bestimmt auch eine Kaffee-Quelle ...
Überblickend!
Großes Schild = wichtiger Hinweis!
Dreißig Tonnen am ausgestreckten Arm sind wahrlich kein Fliegengewicht - spätestens jetzt ahnt ihr, wie kräftig der Blaue Klaus ist!
Arne hat ein gutes Tele dabei - und den Blick auf die Details enthalte ich euch natürlich nicht vor!
Zeit, sich den 'Rest' anzusehen.
Wir sind schon wieder ein paar Meter weiter unten.
Am linken Bildrand, oberhalb des Laufgitters, der Fahrstand.
Und auf der rechten Bildseite der Ausleger.
Schön zu sehen: Die Seilwinden, die oberhalb des Lastendecks schweben.
Wobei 'schweben' ... Anheben möchte ich nicht mal den kleinsten davon!
Die große Seilwinde darf nicht ganz an der Kranspitze eingesetzt werden. Sie nimmt zwar gefühlt leicht große Lasten auf, da sich diese über die vielen eingebauten Umlenkungen leichter heben lassen, aber das Gewicht an sich zählt. Bei großen Lasten weit außerhalb am Ausleger droht Umkipp-Gefahr. - Physikunterricht aus der Praxis vom Feinsten!
Ein Blick in den Maschinenraum mit den Seilwinden.
Auch hier alles sehr solide und 'handlich' ...
Zudem liebe ich solche Details wie den Pfeil. Die Bedeutung? Wurde mir nicht verraten ...
Gigantische Stahl-Trossen, ordentlich aufgewickelt.
Was bei Tauwerk schon Probleme bereiten kann, wenn es nicht sauber in Schlagrichtung (das meint die Richtung, in der das Tau zusammengedreht wurde) aufgeschossen (also in die Runde gelegt wurde), wird bei Stahltrossen sehr gefährlich. Weil sie meist viel größere Lasten tragen und man absolut keine Chance hat, etwas mit der Hand zu 'richten', wenn etwas klemmt.
Respektvoller Umgang ist in beiden Fällen angeraten.
... ist auf hoher See nicht nur das halbe, sondern meist das ganze Leben.
Wenn Newton einen seiner Streiche spielt und ihr vorher nicht alles wieder sorgfältig an seinen Platz geräumt habt, ist die Schwerkraft schneller, als ihr zufassen könnt.
Wird dann noch Murphy aktiv - das ist der, der Marmeladenbrote immer auf die Marmeladenseite fallen lässt -, ist euer Schraubenschlüssel garantiert mit der nächsten Wellenbewegung irgendwo und dort festgeklemmt. Im schlechteren Fall wird etwas Wichtiges blockiert.
Deswegen gilt für Maschinenräume auf allem, was zur See fährt: Sie sind hochgradig organisiert und sortiert. Oft werden die Umrisse des Werkzeugs sogar an die Wand gemalt, damit mit einem Blick sichtbar ist, ob etwas fehlt.
Ob ich für den Schreibtisch das auch mal probiere? ... Okay ... Schon verstanden, ich ziehe die Frage zurück!
Auf halber Höhe etwa habe ich dann gefunden, was ich vermutet habe: Die Versorgungsebene. Die für die hier tätigen Menschen.
Mit Badezimmer, Schlafraum und Mini-Küche. Seeluft macht bekanntlich hungrig - und auf seinen Einsätzen ist der Blaue Klaus auch schon mal mehrere Tage unterwegs.
Nach all den Eindrücken höchste Zeit für eine innere Einkehr !
Am Ende dieser Stufen gelangt ihr in das Allerwichtigste - den Maschinenraum.
Ohne die hier vorhandenen, nach besonderen Plänen angeordneten Schrauben, Standen, Gewinden, Kabel und Schalter (und Etliches mehr) wäre Klaus ein wunderbar blauer Schwimmkran, käme aber weder vom Fleck, noch könnte er etwas anheben.
Es ist etwas Besonderes, auf einem Schiff (im weitesten Sinne) in den Maschinenraum zu dürfen, da die Maschinisten immer ein bisschen die neugierigen Hände fürchten, die auf etwas drücken, an etwas drehen oder verstellen. Also - nur gucken, nicht anfassen !
Tja, das hier wollte man mir doch tatsächlich als Notantrieb verkaufen ... Und hat mir sogar angeboten, damit zu üben ... Ich bin zwar ein Land-Schaf, aber das glaubt doch keiner, oder?
Vor allem, nachdem ich die Dimensionen außen und nach oben hin gesehen habe ...
Lasst euch also von den Seebären nicht auf den Arm nehmen, aber gönnt ihnen die Freude, immer ein bisschen so zu schauen, als überlegt ihr angestrengt, wie das funktioniert ...
Keine Fahrt auf See ohne Papierkram.
Betriebsstunden, Wartungsarbeiten, Schichtpläne, Vorräte, Auftragsverwaltung, geleistete Arbeit ...
Wirklich überrascht war ich, dass die Besatzung so weitreichend auf mich vorbereitet war, dass sogar ein Badehosen-Bild von mir am Schrank hing! Sonst findet man ja eher Damenbilder vor ...
Alles am Platz nach Vorschrift.
Schön zu sehen, dass auch Hinweisschilder mit der Mode gehen ... Dieses hier ist definitiv ein paar Jahre älter - doch gültig und wichtig wie eh und je.
Eine lästerliche Zunge aus dem Kreis meiner Begleitung fragte doch tatsächlich, ob denn im Maschinenraum tatsächlich Anzug getragen werde ... Also wirklich!
Bei einem Schwimmkran reicht es ja nicht aus, dass die Fortbewegung geregelt ist, es braucht ja zusätzlich eine Menge Energie für die zu bewegenden Lasten.
Selbst für meine Zweibeinerin, die oft genug zur See gefahren ist und auch schon Containerschiffe von innen gesehen hat, ist dies einer der größten besichtigten Maschinenräume. Eigentlich ist es eher eine Maschinenraumwohnung!
Noch so eine 'Regel' aus der Seefahrt: Nutze alles, was noch nutzbar ist. Denn Müll muss aufbewahrt und entsorgt werden.
Heute wird glücklicherweise, gut für das Meer und die Menschen, nicht mehr so viel ins Meer gekippt. Leider immer noch zu viel - besonders Plastikmüll. Aber das ist ein anderes Thema.
Gemäß der Regel entstehen dank der Weiternutzung wunderschöne Stillleben (für uns als Betrachter), während der Seemann (ganz pragmatisch) recycelt ...
Und man erfährt nebenbei, dass es in der Besatzung einen Bockwurst-Liebhaber geben muss .
Und hier endlich einer mit Ingenieurskunst geschaffenen Maschinen.
Echte Liebhaber geraten an dieser Stelle ins Schwärmen über Leistung, Linienführung und etliche Dinge, von denen ich wenig verstehe. Ich staune einfach über die Größe und die geniale Idee, die hinter so etwas steckt!
So viele Leitungen, bewegliche Teile und geheimnisvolle Behälter!
Bis ich die "Maschinensprache" verstehen würde, wäre wohl ein mehrwöchiges Praktikum fällig ...
Was die erste Maschine in der Breite hatte, kann diese ganz locker auf der Schmalseite bieten.
Fällt euch auf, wie blitzsauber alles ist? Viele Nicht-Seefahrer denken, dass Maschinenräume vor allem ölig und verrußt sind.
Ruß war früher, als vor allem mit Kohle zur Dampferzeugung geheizt wurde, um dann aus dem Dampf die Energie für andere Dinge zu gewinnen.
Heute wird in der Regel eine bestimmte Sorte Diesel verwendet, so dass keiner mehr Kohle in die Öfen schaufeln muss.
Wie das Ordnung halten hat die Sauberkeit wichtige Gründe.
Wenn irgendwo ein Leck auftritt - sei es Öl, Wasser oder ein anderer Stoff, ist es viel schneller zu entdecken. Zudem wäre es gefährlich, wenn der Boden durch Schmier und Schmutz rutschig wäre.
Auf einigen Schiffen tragen die Maschinisten sogar weiße Kleidung, wusstet ihr das?
In der 'Maschinenraumwohnung' gibt es auch noch den einen und anderen Lagerraum.
Für Tauwerk zum Festmachen. Verschiedene Schmierstoffe, die hier gleich fassweise benötigt werden. Für die Jakobsleiter - das ist die (ziemlich wacklige) Konstruktion in der Mitte auf dem Boden.
Sie wird
außenbords gehängt, wenn ein Lotse an Bord kommt. Der darf dann darüber die Bordwand erklimmen. Kein Vergnügen bei Seegang!
Jetzt haben sie mich doch noch zum Arbeiten bekommen ... Es sei nicht schwer, dieses Tau ... Ist ja nur aus Stahl, das schafft ein Schaf doch locker ...
Klare Farbwelten auf dem Blauen Klaus: Außen blau, innen weiß und grün.
Für diese Perspektive ist Arne auf dem Außendeckslager tief in die Knie gegangen. Wieder einmal voller Einsatz ...
Beeindruckend, oder? Bis zur Plattform, die auf diesem Bild etwa mittig zu sehen ist, haben wir gemeinsam Höhenluft geschnuppert!
Nachdem wir Arne vom Blauen Klaus loseisen konnten, ging es zurück zum Tor.
Vorbei wieder an den anderen Schiffen, treppauf und treppab, über Gerüste und darunter hindurch.
Pallen sind die Holzklötze, die unter die Schiffsrümpfe gestellt werden, damit das Schiff im Dock nach dem Ablassen des Wassers aufrecht steht.
Jedes Teil für sich wirkt geradezu winzig unter dem riesigen Schiffsbauch - doch gemeinsam halten sie das Schiff so fest, dass alle erforderlichen Arbeiten in Ruhe ausgeführt werden können.
Falls noch jemand eine Kette sucht ...
Unglaubliches Gewicht haben Ankerketten - aus gutem Grund.
Der Anker an sich hat vor allem die Aufgabe, sich in den Boden zu krallen, er allein würde ein Schiff aber nicht halten können.
Dazu bräuchte er mehr Gewicht - doch einen für den Zweck ausreichend schweren Anker kann keiner mehr bewegen ...
Das Gewicht bringt die Ankerkette mit - und erledigt dabei noch einen Job: Sie ist beweglich in der freihängenden Länge und auch in der Runde. So kann das Schiff sich um den Anker drehen und die Nase in den Wind halten.
Wer schon mal an Bord war und bei kräftigem Wind eine Winddrehung während des Ankerns erlebt hat, erinnert sich bestimmt daran, wie schaukelig es ist, bis die Nase wieder im Wind liegt.
Diese Kunstwerke sind Poller - für die Festmachertaue. An Land gibt es welche und auch auf den Schiffen.
Für das Vertäuen gibt es bestimmte "Knoten". Jeder Knoten in der Seefahrt muss zwei wichtige Eigenschaften erfüllen: Er muss halten und schnell wieder zu lösen sein.
Beim Vertäuen gar nicht so einfach: Je größer das Schiff ist, desto dicker muss das Tauwerk sein, damit es wirklich hält. Irre schwer sind die Trossen!
Und dann noch so festmachen, dass sie sich (im Notfall) schnell lösen lassen? Geht mit einer besonderen Technik, bei der die Trosse über Kreuz auf den Poller gelegt wird.
Damit funktioniert auf ein bisschen wundersame Weise, dass durch das Eigengewicht und die Reibung am Poller einerseits das Schiff gehalten wird, man die Trosse aber auch ganz schnell wieder 'abwickeln' kann.
Was ein bisschen nach Regentropfen aussieht, sind kleine Vertiefungen, die durch herabtropfendes heißes Metall auf den Bodenplatten entstanden sind. Schweißarbeiten sind nichts für mich - zu gefährlich fürs Fell!
Werft-Chef und Social Media-Chef !
War das eine großartige Besichtigung!
Dem Team der Bredo-Werft herzlichen Dank für die Chance, so etwas Besonderes mit so charmanter Begleitung besichtigen zu dürfen!
Herr Hartig weiß als Betriebsleiter der Bredo-Werft natürlich jede Menge Details über den Blauen Klaus. Ein paar hat er mir erzählt.
Der "Steckbrief" vom Blauen Klaus:
Als "SK 1" bereits 1923 erbaut, verbrachte er seine ersten Jahre bei der Bremer Werft AG "Weser".
1979 wechselte er, ausgestattet mit erneuertem Ponton, Maschinen und Antrieb nach Bremerhaven und trat in die Dienste der Seebeckwerft. Erneuter Stellenwechsel 1998 zur Lloyd Werft.
Damit ist "SK 1", der im Hafen als "Blauer Klaus" bekannt ist, einer der ältesten aktiven Schwimmkräne in Europa.
Nur ein Verwandter ist als "Langer Heinrich" in Genua aktiv. Er ist rund zehn Jahre älter und war für einige Jahre in Bremerhaven stationiert.
Im Ruhestand sind zwei weitere Schwimmkräne: Auch "Langer Heinrich" wird der 1905 gebaute genannt, der seinen Alterssitz beim Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Rostock hat. Der zweite wohnt fast bei mir ums Eck: "Saatsee" gehört zum Hafenmuseum Hamburg.
Doch wie kam der Blaue Klaus von seiner letzten Anstellung bei der Lloyd Werft zur Bredo-Werft?
Eine ziemlich dramatische Geschichte! 2012, mit fast neunzig Jahren auf den Streben, war er nicht mehr der Fitteste. Es gab keinen Bereich, der nicht dringend einer Auffrischung bedurfte.
Frostschäden an den Motoren und der Heizung, vollgerümpelt - eben etwas, für das man keine Verwendung mehr hat und sich nicht mehr Kümmern mag. Es folgte die Ausmusterung bei der Lloyd-Werft.
Glück für den "Blauen Klaus": Der neue Besitzer der Lloyd-Werft, der an der Bredo-Werft zusätzlich beteiligt ist, wollte ihn erhalten.
Ein ganzes Jahr schraubte, ölte, schmierte und ersetzte das Team um den Betriebsleiter, Herrn Hartig, von der Spitze des Auslegers bis zum tiefsten Punkt im Kran Teile. Es wurde erhalten, was sich reaktivieren ließ - den daraus entstehenden besonderen Charme seht ihr auf den Bildern.
Die Arbeit wurde belohnt: Im Dezember 2011 erhielt "SK 1" seine Betriebserlaubnis zurück und darf seitdem wieder Lasten bis 150 Tonnen bewegen. Viel mehr, als die anderen Kräne in der Werft schaffen: Denen geht bei rund zehn Tonnen die Puste aus . Wobei das ja auch nicht wenig ist!
Und um es etwas geheimnisvoller zu machen: Vielleicht ist der Blaue Klaus sogar noch älter, Baujahr 1908 wie der heute in Genua stationierte "Lange Heinrich". In den Geschichtsarsenalen ist er auch als "SK 16" und "Hein Wuppdi" bekannt ... So ganz ließ sich das bislang nicht klären. Sollte also jemand unter meinen Lesern hierzu weitere Informationen haben, schreibt mir bitte. Herr Hartig freut sich riesig, wenn sich der Stammbaum vervollständigen ließe!
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