Ftira - gozitanische Pizza aus der Bäckerei Maxokk
Region: Gozo
Reisezeit: 11/2015
Stichworte: Bäckerei, Tradition, Ftira, Pizza
Tipp: Hunger mitbringen!
Unbedingt beachten: Wiederholungsgefahr …
Eine Bäckerei? Ist das etwas Besonderes auf Gozo? Es ist!
Nicht nur wegen des alten Steinofens, auch wegen der Geschichte dazu.
Wie gut, dass der Duft euch nicht in den Bildschirm zieht ...
Dann folgt mir in das Haus, aus dem dieser verlockende Duft strömt!
Die Paletten, auf denen ich sitze, werden zum Heizen verwendet. Da sind die Gozitaner praktisch veranlagt - was verwendet werden kann, wird eingesetzt.
Der Teig - selbstverständlich nach traditioneller Art mit überliefertem Geheimrezept der Gründer .
Mit viel Erfahrung in die richtige Größe geteilt, ruht er eine Weile, bevor er sich zum Boden der Ftira entwickelt.
Dieses Rezept habe ich für den Teige gefunden:
400 g Weißmehl
100 g Olivenöl (kalt gepresst)
Salz
Wasser zum
Anrühren
Mehl sieben und zusammen mit dem Olivenöl und etwas Salz in einer Küchenmaschine zum Teig rühren. Solange kleine Mengen Wasser zugeben, bis sich der Teig beim Rühren von selbst zu einer Kugel formt.
Den Teig abgedeckt für mindestens eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
Den Backofen auf 200 Grad vorheizen.
Der Teig wird je nach Vorliebe dünn oder sehr dünn auseinander gezogen oder ausgerollt - etwa fünf Zentimeter größer, als er für die Form benötigt wird.
... hier folgt jetzt die Füllung, aber dazu kommen wir noch!
Ganz traditionell wird die Ftira mit frischen Schafskäse gefüllt.
Wer jetzt etwas die Nase krausen mag, dem sei versichert: Der gozitanische Schafskäse, besonders der frische, schmeckt fantastisch und nicht streng.
Dazu gibt es auch einen Bericht von unserem Besuch auf der Ta´Rikardu-Farm!
Mich reizte es ja sehr, zu dem Käse zu gehen und zu probieren ...
Wahrscheinlich geht es vielen Besuchern so - deswegen hängt eine dezente Kette vor dem Durchgang in die Küche ...
Hauchdünn geschnittene Scheiben aus rohen Kartoffeln kommen auf den Käse. Und mehr nicht.
In den Tagen davor durfte ich eine Menge aus der gozitanischen Küche
probieren und habe sie lieben gelernt. Jede Menge Geschmack, sehr viel Natur und
vor allem sehr viel Frische.
Da braucht es wenig Gewürze und schon gar keine
weiteren Zusätze.
Natürlich gibt es auch all die fertigen Lebensmittel, die ihr überall bekommt. Doch, das ist mein Tipp, lasst euch die Küche hier auf keinen Fall für ein Fertiggericht entgehen!
Liebevoll werden dem Teig die Ohren lang gezogen - und nach oben eingeklappt.
Das ist der Grund, warum es in dem Rezept den Hinweis gibt, den Boden etwas größer als für die Form benötigt auszubreiten.
Erinnert ihr euch an die Decke, auf der die Teigstücke ruhen und vorbereitet werden?
Jetzt
erweist sie sich als praktische Hilfe beim Wechsel von dort in die Form.#
Schnell die Ftira mit Hilfe der Decke umgekehrt auf die Hand - und schon liegt mit lockerem Schwung wieder richtig herum in der Form.
Der zurechtgedrückte Teig erhält noch ein paar Tropfen Olivenöl als Abschluss - und schon ist sie fertig ...
An diesem Bild mag ich besonders, dass man Grace, die Enkelin der Gründer Pawlu and Marija Attard, ansieht, wie sie ihre Tätigkeit schätzt.
Alles verläuft in einem ruhigen, gleichmäßigen und, typisch für Gozo, entspannten Rhythmus.
Seit 1952 steht im Dienst der Maxokk Bakery - jeden Tag. Angefeuert am Morgen liefert er die Wärme, die beim Backen und auch Garen den Gerichten eine besondere Note gibt.
Irgendwie magisch, oder? Kein Fenster zum Zuschauen ...
Wenn die Klappe geschlossen ist, hilft nur Vertrauen und viel Erfahrung.
Eines konnte ich auch an anderer Stelle beobachten: Die Nutzer der Steinöfen schauen höchstens einmal nach, wie weit ihr Werk ist. Beim zweiten Blick ist es perfekt!
Auf Gozo sind sie nicht nur gerade heute geschätzte Relikte - sie waren in früheren Zeiten ein wichtiger Kommunikationsfaktor.
Die Insel ist knapp an Holz, direkter gesagt gibt es derzeit keine Wälder,
aus denen Holz zum Heizen oder Kochen gewonnen werden könnte.
In jedem Haus
einen solchen Ofen zu betreiben wäre gar nicht möglich!
... genügend Zeit, einen weiteren Blick in die Historie der Steinöfen zu werfen.
Im Dorf gab es meist einen Ofen beim Bäcker, der heute oft zusätzlich ein kleines Restaurant betreibt.
Besonders zu den Festtagen brachten viele Familien ihr Essen zum Kochen in
die Bäckerei. Und wenn man schon mal dort ist ... Man berichtete mir von regem
Austausch zu solchen Gelegenheiten!
Es tut gut zu hören, dass es diese
Tradition auch heute noch gibt und sie wieder beliebter wird.
Wie lange noch? Noch zehn Minuten? Aber sie duftet schon so gut ...
Ein sehr relaxter Zeitgenosse, der sich von all den Tätigkeiten um ihn herum nicht beeindrucken ließ. Vermutlich gebürtiger Gozitaner - sie sind alle sehr entspannt!
Einen Satz haben wir immer wieder gehört - und er tut so gut: "Take your
time", "Nimm die die Zeit, die du benötigst".
Als meist auf dem Sprung
befindlicher Großstädter brauchte ich ein paar Tage, bis ich verstanden hatte,
dass es wirklich so gemeint ist.
Und sie haben Recht! Hetzen bringt nichts - besonders nicht auf Gozo. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal eine so entspannte Region erlebt zu haben. Und das mitten in Europa, nicht auf einer einsamen Insel irgendwo in einem der Weltmeere ...
So mancher, der uns während unserer Runde begegnete, stellte sich als Wahl-Gozitaner heraus. Viele kommen von Malta, anfangs am Wochenende als Besucher - und plötzlich bleiben sie. Oder sind Reisegäste, aus deren touristischem Aufenthalt eine Wahlheimat wird.
Also Vorsicht, wenn ihr nach Gozo kommt: Es ist sehr wahrscheinlich, dass ihr das Drumherum des Alltags zuhause vergesst!
... passen dort hinein noch viele Ftira!
Ich bedaure sehr, dass es keinen Lieferservice nach Hamburg gibt ...
... mit derselben Ruhe und Gelassenheit wie zuvor.
Zwischendurch kommt mal ein Anruf, ein Abholer, ein Besteller, der
zwischendrin noch etwas anderes erledigt.
Verwundert werden wir betrachtet -
füllen doch Arne samt Kamera und ich bereits den ganzen Verkaufsbereich!
Uns steigt derweil der Duft immer mehr in die Nasen und der Magen, der eigentlich vom Mittagessen noch gefüllt sein sollte, meldet sich ...
... da ist sie! Die Wartezeit ist vorbei!
Und nun könnte ich abheben - so lecker riecht sie. Ich wünsche mir wirklich, ich könnte euren Nasen davon jetzt eine Prise geben!
Zum Schluss die Überraschung für uns: Dieses Prachtstück darf uns zu unserem Zuhause begleiten!
Da sich Grace und Audrey, unser Guide, in für uns nicht verständlichem Malti, zudem mit gozitanischer Aussprache, verständigt haben, ist uns das völlig entgangen. Umso größer die Freude, dass sie nicht von jemand Anderem bestellt wurde!
Wir hatten es plötzlich recht eilig ...
Ich kann versichern, dass die Fahrt bis zu unserer Unterkunft seeeehr lang war! Die Ftira duftete weiterhin fröhlich vor sich hin - und stand wohlweislich im Kofferraum des Vans. Sonst wäre sie vermutlich nicht komplett angekommen ...
Eine Anekdote gibt es noch zu erzählen, die ich auf der Webseite der Bäckerei erfahren habe.
Der Name "Maxokk" ist nicht der Familienname der Gründer - aber etwas Ähnliches.
Pawlu erhielt diesen Spitznamen, der dann gleich auf die ganze Familie überging, als kleiner Junge.
Beim Spielen mit seinem Fahrrad verpasste ihm der Dynamo einen kleinen elektischen Schlag. Erschrocken rannte er nach Hause und rief "Ma xokk". Auf Malti der Ausdruck dafür, einen "elektrischen Schock" zu erhalten.
Klar, dass Nachbarskinder das mitbekamen und unter Lachen den Spitznamen prägten ...
Immer noch hungrig? Es gibt noch mehr kulinarische Einblicke in die gozitanische Seele . Einfach unter dem Reiter "Dazu passt" schauen!
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